Durst 05/2018

Markt&Trends  29 Trend und vom Nose-to-tail-Gedanken her auch noch nachhaltig und sinnvoll. Alles durch- aus deftig, soulig, hausmannsköstlich! Dazu ein Tellerchen mit Bohnen, Spinat mit Kreuzkümmel und Kichererbsen, süchtig ma- chenden Pimientos de Padrón oder einem ein- zigen Carabinero ohne weitere Beilage. Aber wie gesagt, es muss nicht mal spanisch sein. Dutzende von Schweizer Gerichten liessen sich auch in kleinen oder Sharing-Portionen servie- ren, ohne dass da ein grösserer Aufwand be- trieben werden müsste. Lieber mehrere Dinge probieren Viele Gäste sind ohnehin überfordert mit einer grossen Menükarte und entscheiden sich nur widerwillig für ein Tellergericht, weil sie eigent- lich viel lieber mehrere Dinge von der Karte probieren würden. Da und dort tauchen in der Schweiz auch die reizvollen Gastrokonzepte nach italienischem Vorbild auf. Eine Metzgerei bietet alles, was in der Theke liegt, zum soforti- gen Verzehr an. Mit demFinger auf das Kotelett oder die Salsiccia zeigen und eine Viertelstun- de später genüsslich hineinbeissen. Übrigens: Bald startet die Fussball WM! Wie wäre es mit einem passenden Tapas-Angebot zumhoffentlich reichlich fliessenden Bier wäh- rend dem Mitfiebern? Vielleicht sogar mit pas- senden Gerichten zur Länderküche der beiden spielenden Teams? Könnte man sich als Wirt doch eine Scheibe davon abschneiden. Kleine Portionen, grosse Begeisterung: Claudio Del Principe in Sevilla. Für Claudio Del Principe bestehen die Sehenswürdigkeiten in fremden Ländern vor allem aus lokalen Spezialitäten, kuli- narischen Hot Spots und traditioneller Gastrokultur. Davon schneidet er sich gerne ein Portion ab und serviert sie in seinen Texten und Bildern. Weitere Inspi- ration gibt es auf seinem Foodblog und auf seinem Instagramprofil. www.anonymekoeche.net @claudio_anonymekoeche Claudio Del Principe liebt regionale Spezialitäten denen laufend Biere und Tapas in die Hand ge- drückt werden. Herrlich! Der Gast ist tatsäch- lich nicht nur König, sondern so etwas wie ein guter Kumpel. Und den lässt man auf keinen Fall mit trockener Kehle stehen. Lustvolle Häppchenkultur Wie wäre es denn, wenn wir auch bei uns ver- mehrt auf kleine Teller und dafür auf eine gros­ se Portion Ungezwungenheit setzen würden? Wer Lust auf Rösti und Gschnätzlets hat, kann doch genauso gut einen Handteller kleine Rös- ti und zwei Esslöffel Fleisch bekommen und danach noch fünf weitere Gerichte bestellen. Stattdessen gibt man sich hier leider immer noch sehr kleinlich. Möchte jemand eine Vor- speise zu zweit teilen, heisst es: geht nicht. Wir können schon zwei Teller machen, aber das kostet extra. Eine Portion Artischocken für eine Runde von sieben Personen? Undenkbar. Jeder soll gefälligst seine eigene Artischocke bestellen. Das ist berechnend und nicht berei- chernd. Spitzenköche setzen neben ihren be­ sternten Lokalen vermehrt erfolgreich auf un- gezwungene Bistros, wo kleine Portionen in grossartiger Qualität serviert werden. Kleine Portionen für kleines Geld gleich grosser Um- satz und hohe Frequenz. Die Qualität muss stimmen Und nicht missverstehen: Niemand hat Bock auf Pseudo-Tapas. Es geht nicht um überteu- erte Erdnuss-Schälchen voller peinlich genau abgezählten Oliven oder langweiligen Käse- und Chorizo-Stückchen. Die besten Tapas in Spanien sind die richtig tollen, geschmorten oder kurz gebratenen Leckereien. Ochsen- schwanz, Hackbällchen, Schweinsfüsschen, Stockfischeintopf, Muschelpfanne, Crevetten, Tintenfische. Schmorgerichte sind eh total im

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