Durst 07/2021

Hauptgang 11 Warum kann man mit Storytelling Gäste ins Lokal locken? Weil Emotionenwichtig sind und sichGeschich­ ten richtig anfühlen. Die Neurowissenschaft hat herausgefunden, dass der Mensch 95 Prozent aller Entscheide unbewusst fällt. Er entschei­ det in Millisekunden aus dem Bauch. Deshalb kann ihn eine emotionale Geschichte dazu ver­ anlassen, in ein bestimmtes Lokal zu gehen. Damit er wiederkommt, ist dann das Story­ doing wichtig, dass die Geschichte auch gelebt wird und die Qualität stimmt. Der ausgebildete Journalist und Regisseur ist Gründungsmitglied der Storytelling Akademie Schweiz und Inhaber der iMotions GmbH. Als Storyteller arbeitet der Berner imBereich Narratives Management als Berater für nationale und internationale Unternehmen, Organisationen und Regie­ rungsbehörden. Er ist Brand Storytelling Consultant, Spin-Doctor, Forschungspartner in den Be­ reichen Neurokommunikation & Künstliche Intelligenz und nicht zuletzt Produzent von unzähligen Film- und Multimediaproduktionen für die grössten Schweizer Unternehmen. www.storyteller.expert – www.imotions.ch PATR I CK K APPELER Glück»: Wenn die Burger nicht schmecken, ist der Gast nicht glücklich, und dann geht auch das beste Storytelling-Konzept nicht auf. Kann man Geschichten auch erfinden? Ja, aber wenn man das tut, sollte man aufpas­ sen, dass man den Gästen nichts vorgaukelt und sie nicht hinters Licht führt. Authentische, wahre Geschichten sind in der Regel lässiger als erfundene, denn sie haben die grösste Kraft. Man kann wahre Geschichten aber sehr wohl tunen und mit Emotionen aufladen. der Walter Bar in Baden prangt, gibt es nicht wirklich. Trotzdem ist er ein guter Namensgeber und perfekt geeignet, um viele gute Geschichten zu erzählen. Die Geschichte der Walter Bar wird übrigens auf Seite 13 dieses DURST erzählt. Die Kanäle Für gute Geschichten hat es überall Platz – im Lokal selbst, auf der Menükarte, inNewslettern, rund umEvents und in sozialenMedien. Last but not least kannman die Geschichten den Gästen natürlich auch erzählen, zumal die Gastronomie ja von persönlichen Kontakten lebt. BeimStory­ telling geht es zusammengefasst darum, Gutes zu tun und davon auf allen Kanälen zu erzählen. Wenn man dies richtig macht, werden die Gäste die Geschichten fleissig weitererzählen. Dann hat man Gratiswerbung, und dann hat auch das eingangs erwähnte Märchen ein Happyend: Es war einmal ein wunderbares Restaurant. Die Bauern aus dem Dorf lieferten nachhaltig pro­ duzierte Rohstoffe, und das kreative Wirtepaar zauberte mit seinem engagierten Team lukullische Speisen auf die Teller. Um dieses Restaurants rankten viele gute Geschichten, sodass immer mehr Menschen einkehrten. Und wenn es nicht gestorben ist, dann empfängt das glücklicheWirte- paar noch heute viele zufriedene Gäste. Welche Herangehensweise ans Storytelling empfehlen Sie Laien? Storytelling hat drei Phasen. Die erste ist das Storylistening: Welche Geschichten sind vorhan­ den?Was erzählen die Vorgänger, die Gäste? Es gilt, solche Fragen zu beantworten und seine eigene Geschichte zu wählen. Dann kommt das eigentliche Storytelling, das Erzählen der Ge­ schichte. Nicht zu unterschätzen ist die letzte Phase, das Storydoing. EineGeschichte funktio­ niert nämlich nur, wenn man sie auch lebt. Nehmen wir als Beispiel nochmals «Hans im Story- telling

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