Durst 02/2022

People & Unterhaltung 19 Auf ein Bier mit Marcel Kreber ImBraujahr 2020/21 ging der Bier- konsum in der Schweiz um fast fünf Prozent zurück. Haben Sie seit demAusbruch von Corona auch weniger Bier getrunken? Marcel Kreber: Nein, mein Konsum ist konstant geblieben, denn für mich ist Bier ein Genussmittel, das ich mir auch zu einem feinen Essen gönne. Das ist mein Zugang zu Bier. Für viele Menschen ist Bier aber in erster Linie ein geselliges, sozial verbindendes Getränk. Das konsumieren sie natürlich weniger, wenn die Lokale zu sind und keine Events wie Schwingfeste oder Festivals stattfinden. Deshalb ist der Bierkonsumseit Ausbruch von Corona stark gesunken. Gilt das auch für andere Getränke? Ja, ausser Mineralwasser verzeichneten 2020 alle Kategorien einen Rückgang, wobei dieser beim Bier in Hektolitern am stärksten war. Mengenmässig wurden 100 Millionen Stangen weniger konsumiert als imBraujahr 2018/19, also in der Zeit vor Corona. Das ist leider so. Wenn der Bundesrat versucht, soziale Kontakte zu unterbinden, dann leidet der Biersektor genauso wie die Gastronomie in besonderem Mass, dann sitzen die beiden Branchen im selben Boot. Wurde imDetailhandel und auf Online- Kanälen denn nicht mehr Bier abgesetzt? Es gibt eine Verschiebung in den Detailhandel, die Ausfälle konnten aber nicht kompensiert werden. Vor ein paar Jahren wurde je rund die Hälfte aller Biere in der Gastronomie und im Detailhandel abgesetzt, im letzten Braujahr lag der Gastronomie-Anteil noch bei 23 Prozent. «Aus Solidarität in Lokalen einkehren» Wenn die Gastronomie in den Lockdown muss oder nur eingeschränkt Gäste bewirten kann, geht der Bierkonsum zurück. DURST sprach mit Marcel Kreber, dem Direktor des Schweizer Brauerei-Verbands, über den Rückgang und die Verschiebung in den Detailhandel, aber auch über einen beschleunigten Trend und «vorsichtig zuversichtliche» Erwartungen an die nahe Zukunft. Das hat auch Auswirkungen auf die Gebinde: Dosen und Einweg-Flaschen sind auf dem Vormarsch, während weniger Bier aus Fässern und Mehrweg-Flaschen konsumiert wird. Dafür hat die Pandemie den Trend der alkoholfreien Biere beschleunigt. Alkoholfreie Biere erfreuen sich seit fünf, sechs Jahren einer zweistelligen Wachstumsrate. Im letzten Jahr haben sie um 13 Prozent zulegen können und liegen jetzt schon bei 5 Prozent des Biermarkts. Die Pandemie hat auch dazu geführt, dass die Leute sich selbst betrachten und vieles hinterfragen. Viele habenmit Fitness begonnen, sie kochen selbst und wollen gesund essen und trinken. Das hat den Trend der alkoholfreien Biere beschleunigt. Diese sind keine belächelten Autofahrer-Biere mehr, sondern echte und genussvolle Alternativen. Allein Feldschlösschen bietet mittlerweile eine grosse Vielfalt an Bieren ohne Alkohol an, was mich sehr freut. Wer alkoholfreie Biere brauen kann, was gar nicht so einfach ist, hat sicher eine Möglichkeit, in diesem Bereich zu wachsen. Welche Erwartungen haben Sie an 2022? Wasweitere Lockdowns betrifft, bin ich vorsichtig zuversichtlich. Weniger optimistisch bin ich, was die veränderten Verhaltensweisen der Menschen betrifft. Viele werden wohl noch lange ein Unbehagen haben, in grosse Menschenmengen oder in stark frequentierte Lokale zu gehen. Es braucht Zeit, bis der soziale Aspekt, das Gesellige, wieder an Bedeutung gewinnt. Was können wir alle tun, um die Gastronomie und damit auch den Biersektor in dieser anspruchsvollen Zeit zu unterstützen? Ich wünschemir, dass sich jetzt möglichst viele Menschen aus Solidarität impfen lassen und ebenfalls aus Solidarität bewusst oft in Lokalen einkehren. Wir sollten uns bewusst sein, wie viel die Gastronomie zum sozialen Leben beiträgt und wie bereichernd das Restaurant im Dorf oder im Quartier für die Gesellschaft ist. www.bier.swiss «Das Lokal im Dorf oder im Quartier ist für die Gesellschaft bereichernd.» Marcel Kreber Gastro-Webinar zur Relevanz der Kategorie Bier Das Feldschlösschen Gastro-Webinar#4 widmete sich dem Thema «Die Relevanz der Kategorie Bier». Als Experte referierte unter anderen Marcel Kreber. Scannen Sie mit dem Smartphone den nebenstehenden QR-Code. Er führt Sie direkt zum Video.

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