Durst 04/2022

People & Unterhaltung 19 den auf den Zug aufspringen. Was heute noch fehlt, sind wirklich edle, fassgelagerte alkoholfreie Biere. Ich bin aber überzeugt, dass solche schon bald auf den Markt kommen werden. Auf ein Bier mit François Baeriswyl Die Vielfalt und der Konsum alkoholfreier Biere nehmen zu. Stellen Sie das auch in Ihrem Lokal und IhremBierladen fest? François Baeriswyl: Ja, im Restaurant bieten wir den Gästen mittlerweile fünf verschiedene alkoholfreie Biere an, im Laden sogar rund vierzig. Und nochmals ja, die alkoholfreien Biere werden sowohl im «Ochsen» als auch im Bierladen stärker nachgefragt. Das hat nebst dem generellen Trend der alkoholfreien Biere vor allem zwei Gründe: Erstens steigt der Verkauf mit dem Angebot, und zweites haben die alkoholfreien Biere stark an Qualität gewonnen. Inwiefern ist die Qualität besser geworden? Früher waren alkoholfreie Biere süssliche Plörren und im Gaumen wässrig. Heute sind sie geschmacklich einwandfrei. Der Alkohol wirkt als Geschmacksträger, undwenn er fehlt, muss der Geschmack auf andere Weise getragen werden. Die alkoholfreien Biere haben vom Trend der India Pale Ales profitiert, denn deren bittere, fruchtigeNoteisteinguterGeschmacksträger. Das gilt auch für Ales und Pale Ales. Je heller und hopfenbetonter ein Bierstil ist, desto besser funktioniert er auch alkoholfrei. Die malzbetonten alkoholfreienWeizenbiere verkaufen sich aber auch ganz gut. Ja, die sind schon lange beliebt, aber vor allem bei Sportlern nach demTraining oder demWettkampf. Alkoholfreie Weizenbiere haben viele Nährstoffe, sie sind bekömmlich, isotonisch und ein guter Durstlöscher. ImGaumen fehlt es ihnen aber ein wenig an Substanz. Wie viele alkoholfreie Biere sollte ein Gastronom seinen Gästen anbieten? Mindestens drei, nämlich ein Weizenbier, ein Lagerbier und ein India Pale Ale oder ein Pale Ale. Damit hat man die wichtigsten Segmente abgedeckt. Umso besser, wennman dann auch noch ein dunkles Bier ins Angebot aufnimmt, denn die Vielfalt ist heute tatsächlich gross und sie wird von den Gästen auch geschätzt. In BelgienundDeutschland, aber auch inder Schweiz, werden viele interessante Biere ohne Alkohol «Alkoholfrei ist heute einwandfrei» François Baeriswyl führt in Zofingen den «Ochsen» und seinen eigenen Bierladen. DURST sprach mit dem Diplom-Bier- Sommelier über die die stark gestiegene Qualität alkoholfreier Biere und die neue Vielfalt in diesem Segment. François Baeriswyl sagt auch, warum der IPA-Trend gut für die alkoholfreien Biere ist und welche Innovationen er in naher Zukunft erwartet. Seit 22 Jahren führt François Baeriswyl den Gasthof zum goldenen Ochsen in Zofingen. Vor fünf Jahren eröffnete der Diplom-Bier-Sommelier unmittelbar neben dem «Ochsen» auch seinen eigenen Bierladen mit Spezialitäten aus der ganzenWelt. Der Bierliebhaber unterrichtet am Lehrgang «Der Schweizer Bier-Sommelier von GastroSuisse und lässt in der Freizeit an Highland Games gerne den Schotten in sich raus. Der starke Mann aus dem Mittelland erfreut sich an der stark wachsenden Vielfalt im Bereich der alkoholfreien Biere, von denen er seinen Gästen im Lokal und auch den Kunden im Bierladen eine grosse Auswahl anbietet. F R A NÇ O I S BA ER I SW Y L gebraut, auch Stouts, Porter und Sauerbiere. Die meisten bieten den vollen Biergenuss. Lassen Sie es mich so sagen: Wenn ich eine kalte Schoggi trinken will, ist Weizenmilch für mich kein valabler Ersatz für Milch. Alkoholfreie Biere hingegen sind heute vomGeschmack her ein echter Ersatz für Biere mit Alkohol. Gilt das auch als Begleitung zumEssen? Selbstverständlich, und beimFood Pairing gelten die gleichen Regeln wie für Biere mit Alkohol. Zu einem Thai-Curry zum Beispiel passt ein alkoholfreies IPA ebenso gut wie eines mit Alkohol. Zu einer Käseplatte mit Blauschimmel sollte das Getränk aber nicht allzu bitter sein, da empfehle ich ein dunkles oder säuerliches Bier mit oder ohne Alkohol. Welche Zukunft sagen Sie den alkoholfreien Bieren voraus? Die Palette wird noch breiter werden. Auch kleinere Brauereien, denen das Brauen alkoholfreier Biere bisher noch zu aufwendig war, werFrançois Baeriswyl in seinem Bierladen.

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