Durst 06/2022

28 Markt & Trends Das war vielleicht aufregend, als ich das Gericht zum ersten Mal entdeckte: Tiella di Gaeta. Ein Kuchen, gefüllt mit Krake! Das sieht man wirklich nicht alle Tage. Und in einer normalen Pizzeria schon gar nicht. Ausser natürlich, diese Pizzeria befindet sich in Gaeta, an der tyrrhenischen Küste. Das liegt ziemlich genau zwischen RomundNeapel; dort, wo es auch die guten Olive di Gaeta gibt. Das Gericht ist eigentlich auch keine Pizza, eher eine Pastete, ähnlich einer englischen Pie, doch statt mit Fleisch ist sie mit Fisch gefüllt. Tiella ist ein Dialektwort für Pfanne oder Topf. Das Revival der krassen Krakenpastete Kennt jemand Tiella di Gaeta? Nicht schlimm, so geht es den meisten. Aber gerade das ist das Schlimme. Denn diese Delikatesse sollte man sich nicht entgehen lassen. Ein Konsortium ist gerade dabei, die beinahe vergessene traditionelle Fischermahlzeit wieder bekannt zu machen. Da werfe ich gerne mein Netz aus und hoffe, ein paar begeisterte Gourmets damit zu fangen. Kolumne Claudio Del Principe schreibt über einen Klassiker aus Gaeta Aber auch das ist irreführend, weil es ja kein Eintopf im herkömmlichen Sinne ist, sondern ein gedeckter Kuchen, der im Ofen gebacken wird. Wie auch immer: Wer Meeresfrüchte liebt, wird auch die Tiella di Gaeta lieben! Falls man keinen kleinen Oktopus bekommt, lässt man sich vom Fischhändler ein Stück von einem grossen geben, oder aber man kauft gleich den grossen Kerl und macht mit dem Rest einen Polpo-Salat oder eine Pasta ai frutti mare oder einen Risotto. In Gaeta an der tyrrhenischen Küste gibt es unzählige Abwandlungen der Tiella, ambeliebtesten sind die mit Meeresfrüchten. Zum Beispiel mit Calamari in Tomatensauce, Baccalà und Kartoffeln, Sardellen mit Tomaten und Oliven oder mit Miesmuscheln. Lassen Sie sich vom Rezept inspirieren, wagen Sie aber ruhig mal selbst Ihre eigene Kombination. Übrigens: Auf Messer und Gabel kann man getrost verzichten. Eine Tiella di Gaeta schneidet man in Viertel oder Achtel und isst sie mit den Händen. Natürlich läuft einem der köstliche Saft über die Finger, dieman dann selbstverständlich genüsslich ableckt – die Fischer, welche die Tiella lieben, sind da auch nicht zimperlich.

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