Durst 08/2022

People & Unterhaltung 19 kann man auch Weintrinker und Frauen abholen, die gegenüber Bieren vielfach Vorurteile haben. Sauerbiere sind nämlich überaus erfrischend und weniger bitter. Wenn ein Gast nur Lagerbiere kennt und sagt, Bier schmecke ihm oder ihr nicht, kann ich das ja noch verstehen. Wie alles andere ist auch Bier nicht nach dem Geschmack aller. Gerade die neuen Craft-Biere sind aber auch für solche Gäste – oft Frauen – attraktiv, denn ihr Geschmack ist weniger bierig, dafür enthalten sie viele andere wunderbare Aromen, die zu entdecken es sich lohnt. Apropos Frauen: An der Schweizer Sommelier-Meisterschaft, an der Sie Rang zwei belegten, trumpften sie gross auf. Drei der sieben Sommeliers, die an die WM fahren,… …sind Sommelières, also Frauen. Das überrascht nur auf den ersten Blick, denn Frauen wissen Bier heute viel mehr zu schätzen als früher. NeueBierstilehaben sie auf denGeschmack gebracht, und dankMund-zu-Mund-Propaganda entdecken immer mehr Frauen die Faszination der Bierwelt. Gegenüber anderen Frauen kann eine Frau Vorurteile besser aufbrechen als ein Mann. So gesehen sind Sommelières perfekte Botschafterinnen. Lassen Sie uns zumSchluss noch kurz über die WM sprechen: Mit welchem Ziel werden Sie Mitte September nach München reisen? Ichmöchte den Final der letzten acht erreichen. Wer in den Final kommen kann, kann aber doch auch gleichWeltmeister werden. Wenn Sie das so sagen! Ich erlaube mir, davon zu träumen. Wir werden ja sehen. Auf ein Bier mit Gregor Völkening Die Craft-Biere der neuesten Generation sind tendenziell leichter und haben einen geringeren Alkoholgehalt. Nehmen die Craft-Brauer damit den Gesellschaftstrend nach leichteren Speisen und Getränken auf? Gregor Völkening: Ja, einerseits tun sie das. Andererseits wissen sie aber auch: Wenn du Geld verdienen willst, musst du eine gewisse Masse absetzen, und untergärige Lagerbiere werden seit jeher in grösseren Mengen konsumiert als schwere und komplexe obergärige Spezialitäten. Die Entwicklung der Craft-Szene hin zu Lager- und eher leichten Bieren mit Charakter kommt natürlich auch der Gastronomie zugute, denn diese Biere lassen sich in grösseren Mengen geniessen. Die Rechnung ist einfach: Wenn die Gäste drei statt zwei Biere bestellen, bedeutet das einen Drittel mehr Umsatz. Wenn die drei Biere Spezialitäten sind, ist dieMarge höher, was die Sache für den Gastronomen noch interessantermacht. Übrigens sind wie ich viele Gäste bereit, für ein wirklich spezielles und dann in der Regel aber auch schwereres Bier 15 bis 20 Franken zu bezahlen. Mit Craft-Bieren lässt sich also Geld verdienen. Ist dieses Wissen bei den Gastronomen angekommen? Jein. In vielen Trendlokalen ist es angekommen. In der gehobenen Gastronomie gibt es aber noch viel Luft nach oben. Vielerorts ist die Weinkarte ein ganzes Buch mit Hunderten von Weinen und einer Fülle an Informationen. Wer zum feinen Essen ein Bier geniessen will, hat aber nur dieWahl zwischen einemLager-, einemWeizen- und einem alkoholfreien Bier. Hier haben viele noch nicht begriffen, dass Bier kein Wasser­ «Der aktive Verkauf ist wichtig» Gregor Völkening wird die Schweiz im September an der Weltmeisterschaft der Bier-Sommeliers in München vertreten. DURST sprach mit dem leidenschaftlichen Hobbybrauer über die neueste Entwicklung in der Craft-Szene und warum diese gut für die Gastronomie ist. Der Affoltemer sagt auch, warum immer mehr Frauen die Faszination der Bierwelt entdecken. Der 42-jährige SBB-Projektleiter aus Affoltern am Albis ist Diplom-Bier-Sommelier und seit zwanzig Jahren Hobby-Brauer. Gregor Völkening hat an der Schweizer Meisterschaft der Bier-Sommeliers 2021 Silber gewonnen und sich damit zum zweiten Mal für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Diese findet am 11. September in München statt. GR EGOR V Ö L K EN I NG ersatz ist, sondern ein ebenso vielfältiges Getränk wie Wein. Deshalb empfehle ich, mehr Biere ins Sortiment aufzunehmen und diese aktiv zu verkaufen. Wenn das Personal geschult ist, kann es den Gästen viele spannende Geschichten rund um die verschiedenen Bierstile erzählen und sie so auf den Geschmack bringen. Und dann bestellen die Gäste auch so etwas Gewöhnungsbedürftiges wie ein Sauerbier? Selbstverständlich. Gerade Sauerbiere sind für die Gastronomie interessant, denn mit ihnen Video-Interview Gregor Völkening live im Interview über Bier- kultur und die Nati der Bier-Sommeliers. «Rund um die Bierstile kann man viele spannende Geschichten erzählen.» Gregor Völkening

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