Durst 11/2022

Markt & Trends 23 Wer neueMöbel braucht, findet diese in riesigen Möbelmärkten. An den ökologischen Fussabdruck der Tische, Stühle und Schränke denken beim Kauf die wenigsten. Noemi Niederhauser war das schon immer ein Dorn im Auge. Die Desi- gnerin sagte sich: «Beim Bierbrauen entsteht ein Nebenprodukt, der Bier-Treber. Den will ich recyclen und daraus Möbel designen.» In der Umgebung von Lausanne begann sie, Treber zu sammeln und zu forschen, wie sie daraus ein für die Möbelproduktion geeignetes Material entwickeln kann. Noemi Niederhauser wurde fündig. SiestellteausdemTrebereinsperrholzartigesMaterial her und nannte esWastematter. Tierfutter und jetzt auch Möbel Treber ist der Malzrückstand, der nach dem Brauen des Biers übrig bleibt. Dieser Treber ist organisch, reich an Eiweiss und lässt sich mithilfe von Bindemitteln zu einer Art Spanplatte pressen. Manchmal wird der Treber einfach entsorgt und meistens an Tiere verfüttert. Feldschlösschen stellt ihn Landwirten zur Verfügung. Treber ist eine wichtige Proteinquelle für Milchkühe, fördert das Wachstum sowie die Gesundheit von Rindern und hat auf die Darmflora von Pferden eine stabilisierende Wirkung. Noemi Niederhauser jedoch wollte den Bier- Treber anders nutzen. «Für die Möbelproduktion war mir wichtig, dass diese ökologische Der Lausannerin Noemi Niederhauser haben es Materialien angetan, die in schier unendlichenMöglichkeiten transformiert werden können. Dabei verbindet die junge Designerin Kunst, Handwerk und Design. Die innovativen Materialien, die sie entwickelt, basieren auf einer gründlichen Analyse der sozialen, ökonomischen und ökologischen Auswirkungen. Noemi Niederhauser will die lokale Kreislaufwirtschaft greifbar machen und dabei die Beziehung zwischen dem, was wir produzieren und dem, was wir konsumieren, neu erfinden. Swissness Goodness Dieser Tisch besteht aus Bier-Treber Recycling kann so berauschend sein! Die Schweizer Designerin Noemi Niederhauser entwirft aus Nebenprodukten von Brauereien Designer-Möbel. Ende Jahr kommt die Lausannerin mit ihrer ersten nachhaltigen Produktlinie auf den Markt. Ihr Wunsch: «Ich würde gerne eine Brasserie oder ein Restaurant gänzlich mit meinen selbst designten Möbeln aus Bier-Treber einrichten.» NO EM I N I EDERH AU S ER Spanplatte aus Treber ähnliche Eigenschaften hat wie eine herkömmliche Platte», sagt sie. Und darüber hinaus besitzt ihr Wastematter die Besonderheit, dass sich das Material in ganz individuelle Formen pressen lässt. «Diese Eigenschaft eröffnet im Design ganz neue Möglichkeiten», erklärt Noemi Niederhauser, die diese Möglichkeiten geschickt nutzt. In den letzten Monaten hat die innovative Designerin an der Kreation von Möbeln aus ihrem Wastematter gearbeitet. War Bier ihre Inspiration? Noemi Niederhausers Möbelkreationen erinnern nämlich ein wenig an überdimensionale Bierdeckel, die experimentell zusammengesteckt sind. Ende dieses Jahres zeigt sie ihre erste vollständige Kreation. Die Westschweizerin wünscht sich, dass ein Gastronomiebetrieb ihre nachhaltigen Möbel entdeckt. «Es wäre doch schön, wenn meine Möbel aus Bier-Treber ein Lokal ausstatten würden, in dem Bier genossen wird», schwärmt sie mit Glanz in den Augen. Wie entwickeln sich Lebensräume, wenn sie sich an unsere sich ständig verändernde Gesellschaft anpassen? Dieser Frage stellte sich die junge Designerin aus der Romandie als Repräsentantin der Schweiz im letzten Sommer am Salone del Mobile in Mailand. Mit Erfolg! An der berühmten Möbelmesse überraschte und überzeugte Noemi Niederhauser mit ihrer Biermöbel-Idee die Designer aus aller Welt. www.noemi-niederhauser.ch

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