Durst 12/2022

Hauptgang 15 Standortmarketing, Kooperation, Netzwerk – in der Hotellerie sind diese Begriffe keine netten Floskeln, sondern Notwendigkeiten. Nur mit einer guten Vernetzung gegen innen und einem gemeinsamen Auftritt gegen aussen lassen sich die grossen Herausforderungen unserer Zeit meistern. Das ist auch die Botschaft, die der Branchenverband HotellerieSuisse seinen Mitgliedern vermitteln will. Hotellerie Networking ist Teil der Branchen-DNA Der Aufstieg der Sharing-Plattformen, Corona, der Fachkräftemangel und nun die drohende Energiemangellage: Die Herausforderungen gehen den Schweizer Hoteliers nicht aus. In der Summe nehmen sie inzwischen Dimensionen an, die ein gemeinsames Handeln nicht nur nahelegen, sondern es schon fast aufzwingen. Das heisst auch: Networking wird künftig noch wichtiger werden. «Das mag bislang nicht überall gleichermassen erkannt worden sein. Doch je grösser der Druck, desto mehr wächst die Einsicht», sagt Thomas Allemann, Leiter Account Management und Geschäftsleitungsmitglied von HotellerieSuisse. Er ist überzeugt: «Je mehr man miteinander spricht, desto mehr kann man voneinander lernen und sich ergänzen.» Der Fachkräftemangel bewegt Was Allemann damit meint, zeigt sich exemplarisch beim Fachkräftemangel. Diesem wurde zuletzt vielfältig begegnet. So versuchen etwa die Swiss Deluxe Hotels, die Gruppe der Schweizer «Fünf-Sterne-superior»-Hotels, aktiv ihr gut ausgebildetes Personal im eigenen Kreis zu halten. In Graubünden und im Tessin hatten die Hotelbetriebe zwischenzeitlich eine Mitarbeiter-Sharing-Plattform aufgesetzt, bei der Angestellte je nach saisonalem Bedarf die Stelle wechseln konnten. Und in der Pandemie war auch HotellerieSuisse aktiv: Der Verband schuf eine temporäre Plattform, auf der Hotels mit grossemBedarf Stellen ausschreiben konnten, auf die sich Leute aus unterbeschäftigten (städtischen) Betrieben bewerben konnten. Tatsächlich ist das Networking innerhalb der Branche schon traditionell von eminenter Bedeutung. Viele Beziehungen sind institutionalisiert, der Verband fördert sie aktiv. So überblickt er seit bald 80 Jahren eine Vielzahl an Erfahrungsaustauschgruppen; zurzeit sind es deren 16. In diesen vertraulichen Zirkeln gewähren sich bis zu 15 Hotels gegenseitig Einblicke in die Betriebe und Bücher. Darüber hinaus gibt es seit zwei Jahren eine grosse Plattform: den Hospitality Summit, eine eigentliche Netzwerkarena für die ganze Branche. «Je mehr man miteinander spricht, desto mehr kann man voneinander lernen.» Thomas Allemann Eine Zusammenarbeit liegt indes auch aus strategischen Gründen nahe. Schliesslich kann das Potenzial einer Destination gemeinsam besser ausgeschöpft werden. «Wenn es in einer bestimmten Region viele Familienhotels hat, bringt es wenig, noch eines zu eröffnen. Stattdessenwürde sich ein Bike- oder einWellnesshotel anbieten. Davon können alle profitieren», sagt Thomas Allemann. Gleichzeitig öffnen sich so nicht nur die Möglichkeiten, Infrastrukturen zu teilen und gemeinsame Angebote zu stellen. Auch beim Einkauf können sich Synergien ergeben – man denke nur an Poolings angesichts der drohenden Energiemangellage. Gemeinsamer Auftritt gegen aussen DiesemSchema folgt insbesondere imSegment der kleinen und mittelgrossen Betriebe der Auftritt gegen aussen. Für diese ist eine direkte Kommunikationmit der Stammkundschaft zwar einfach, imüberregionalen Bereich sind sie aber auf das Standortmarketing ihrer Region und des Landes angewiesen. «An der Kooperation führt keinWegmehr vorbei», sagt Thomas Allemann und schliesst mit der Parabel der Stachelschweine: «Wenn es kalt wird, rücken sie zusammen, bis es weh tut, dann gehen sie wieder auseinander. Das wiederholen sie, bis sie den perfekten Abstand gefunden haben. Genau das müssen wir in unserer Branche auch schaffen.» www.hotelleriesuisse.ch

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