Durst 01/2023

12 Hauptgang «Eine gute Zeit für Investitionen» Als Präsident von GastroSuisse kämpft Casimir Platzer an vorderster Front für die Anliegen der Branche. Als Hotelier in Kandersteg weiss er aus eigener Erfahrung, wo der Schuh drückt. DURST sprach mit dem Berner Oberländer über die steigenden Energiepreise und wie sich Gastronomen und Hoteliers für eine Mangellage wappnen können. GastroSuisse-Präsident Casimir Platzer zur Energiekrise Die Gastronomie hat zuletzt mehrere Krisen durchlebt. Hat sie dabei eine Resis- tenz gebildet, die ihr nun auch in der Energiekrise zugutekommen könnte? Casimir Platzer: Die Branche hat immer wieder bewiesen, dass sie mit Krisen umgehen kann – nicht erst in den letzten zwei Jahren. Wir hatten in den 2000er-Jahren eine Finanzkrise und 2011 den Frankenschock. Doch insbesondere bei Corona hat sie gezeigt, wie flexibel und anpassungsfähig sie ist. Jetzt ist die Situation insofern etwas anders, als dass wir gleich vor einemStrauss von Herausforderungen stehen, bei denen wir nicht wissen, wie diese sich entwickeln: Corona, ein Fachkräftemangel, Inflation, eine schlechte Konsumentenstimmung und eine Energiekrise mit einer möglichen Mangellage und explodierenden Preisen. Vor allem Letzteres macht uns Sorgen. Sie führen in Kandersteg ein Hotel. Wie sieht die Situation in IhremBetrieb aus? Als unser Stromvertrag Ende 2021 auslief, lag der Preis bereits bis drei- bis viermal höher als in der Vergangenheit üblich. Wir entschieden uns, imTagesmarkt zu bleiben und den Vertrag im Frühling, wenn die Preise traditionell sinken, zu verlängern. Stattdessen stiegen die Preise aufgrund des Kriegs in der Krise unaufhaltsam. So hatten wir im Monat August eine Stromrechnung, die dem ganzen Jahr 2021 entspricht. Solche Beispiele gibt es viele. Dennoch sind nicht alle Betriebe im gleichen Ausmass betroffen. Der Berner Oberländer ist bei GastroSuisse seit 1989 in verschiedenen Gremien tätig. Seit 2012 sitzt er im Vorstand des Branchenverbandes, 2014 wurde er zum Präsidenten gewählt. Zwischen 2000 und 2008 war der 60-Jährige Präsident von GastroBern und gleichzeitig Präsident des Hotelier-Vereins Berner Oberland. Gemeinsam mit seiner Gattin Muriel Platzer führt er das Belle Epoque Hotel Victoria in Kandersteg. www.gastrosuisse.ch – www.hotel-victoria.ch C A S I M I R P L AT Z ER Natürlich kann es sein, dass je nach Betriebskonzept der Anteil der Stromkosten an den Gesamtkosten höher ist – etwa bei einemHotel mit einer grösseren Wellness- oder Saunalandschaft. Dennoch trifft eine explosionsartige Entwicklung der Preise alle. Im Verhältnis hat die kleine Beiz genau das gleiche Problem wie das grosse Hotel. Sollte es aber tatsächlich zu einer Mangellage kommen, wären die Grossbetriebe stärker betroffen: Die Kontingentierung für Betriebemit über 100Megawattstunden würde zu einer Wettbewerbsverzerrung führen. Das Schreckgespenst der Mangellage macht schon seit demSommer die Runde. Wie hat GastroSuisse darauf reagiert? Uns war bewusst: Je früher wir mit dem Sparen beginnen, desto besser ist das hinsichtlich einer potenziellenMangellage. Deshalb hat unsere Abteilung Wirtschaftspolitik zusammen mit dem Bundesamt für Energie schon im Juli eine Checkliste mit zwölf Möglichkeiten zum Energiesparen erstellt. Darüber hinaus haben wir zusammen mit dem Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung einen Branchensparplan eingeben, der in die Verordnungsentwürfe eingeflossen ist. Auf der von Ihnen angesprochenen Checkliste summieren sich unter den zwölf Punkten insgesamt 92 Massnahmen. Das sind eine Menge Tipps,… … und sie tun nicht weh, weil die Kundschaft nicht von ihnen tangiert ist. Unabhängig davon ist es für jeden Betrieb sinnvoll, die möglichen Sparanstrengungen vorzunehmen: Sie entlasten die Umwelt, sie helfen einer Mangellage vorzubeugen und schlagen sich direkt im Portemonnaie nieder. Wir gehen davon aus, dass sich der Verbrauch allein damit um 10 bis 15 Prozent reduzieren lässt. Welche Punkte haben Sie in IhremHotel abgehakt? ImHerbst haben wir die Putzequipe darauf sensibilisiert, nach einer Abreise konsequent darauf zu achten, dass die Heizung ausgeschaltet und die Stromfresser im Standby-Modus, etwa der Fernseher, ausgesteckt sind. Zu bestimmten Zeiten heizen wir weniger, in der Küche verwenden wird die passende Pfanne für die Kochplatte und benutzen wenn immer möglich den Deckel. Generell werden die Geräte, die nicht gebraucht werden, vom Strom getrennt und die Lüftung ausgeschaltet, wenn sie nicht benutzt wird. All diese Dinge hätte man schon früher machen können – aber nun sind sie relevant. «Es gibt einen Kessel voll Fördermassnahmen, mit denen der Bund gewisse Anstrengungen und Investitionen mitfinanziert.»

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