Durst 06/2023

32 Markt & Trends Die «Zeit» brachte es unlängst trefflich auf den Punkt: Die Axt im Haus erspart manch böses Wort. Bei der 98-jährigen Laura war die Axt eine Plastiktüte, die sie ihrer 100-jährigen Zimmerpartnerin in Dartmouth (USA) überstülpte, mit fatalem Ausgang. Grund der Verzweiflungstat war der ständige, üble Knoblauchatem des Opfers und die offenbar zweifelhafte Platzierung eines Tischs. Zu viel ist zu viel. Nun denn, glücklicherweise reagieren nur die wenigsten Mitmenschen auf solch unfreundliche Weise. Obschon jeder von uns schon unter dem süsslich-fauligen Modergeruch gelitten hat. Ob bei Fremden und Geliebten, Familie, Chef oder Sekretärin. Heimtückischerweise genügen bereits kleinste Mengen von Knoblauch. Und das Heimtückische daran: Wohl nehmen wir den schrecklichen Geruch bei anNachgeschmacks sorgen. Doch nicht nur Vielküsser, Zahnärzte, Trampassagiere und Grossraumbürolisten dürfen sich freuen. Die Wellnessbranche jubelt, die fermentierten Knollen versprechen – im Vergleich zum ordinären Allium Sativa – bis zehnfach erhöhte Werte an Antioxidantien und Polyphenolen, beides förder- lich für ein langes, krebsfreies Leben. Auch die Profis am Herd sind begeistert. Nicht mehr würzig-scharfer Geschmack wie bei den knackig frischen Zehen dominiert, sondern sanfte Aromen nach getrockneten Pflaumen, altem Balsamessig, reifem Portwein und angerösteter Vanille, umschmeichelt von einem subtilen Knoblauchparfum. Der Verwendung sind keine Grenzen gesetzt. In Scheibchen geschnitten über Pizza und Pasta. Aus der Schale aufs Butterbrot gedrückt, zusammen mit Sardellen. Mit etwas Sojasauce, Mirin, Zucker und Sake einkochen und man hat eine fantastische Steak-Sauce. Und überhaupt überall dort, wo die agressive Würzigkeit des Knoblauchs dosiert in den Hintergrund treten darf. Die schwarzen Zehen sollten nicht zu lange mitgekocht oder -gebraten werden, da sie sonst hart werden. Also erst gegen Ende der Kochzeit zum Braten oder Eintopf geben. Zu spät kommt der schwarze Knoblauch für das Opfer der rabiaten Laura. Gleich in doppelter Hinsicht hätte er ihr Leben verlängert. Denn schon Schiller wusste: «Mein Geist dürstet nach Taten, mein Atem nach Freiheit.» Was bei der Armen offensichtlich nicht zutraf. www.richardkaegi.ch www.homemade.ch @richifoodscout deren sofort wahr, meistens versagt jedoch bei uns selbst noch das feinste Näschen. Hier muss die Evolution nochmals über die Bücher. Die ewige Abwägerei zwischen Lust und Verzicht beim Knoblauch-Gebrauch hat nun ein Ende. Die Lösung heisst Black Garlic. Schwarzer Knoblauch. Kein schlechter Atem mehr. In Hongkong bin ich ihm zum ersten Mal begegnet, in einer Apotheke für traditionelle chinesische Medizin. Die Chinesen unterscheiden ja wenig zwischen dem, was schmeckt, und dem, was ein langes, Zipperlein-freies Leben verspricht. Die Knoblauchknollen werden bei hoher Luftfeuchtigkeit und bei ca. 60° Celsius über mehrere Monate sich selbst überlassen. Dieses Klima fördert eine natürliche Fermentation, welche die Knollen tiefschwarz werden lässt. Aber eben auch diejenigen Enzyme «beruhigt», die für die Entwicklung des unerwünschten Kägis Kolumne Frischer Atem mit Black Garlic Foodscout Richi Kägi liebt Knoblauch, aber nicht den Atem, den er verursacht. Er berichtet von einem bedauernswerten Todesfall und hat eine Lösung parat: Black Garlic. Der schwarze Knoblauch bietet viele Vorteile, darunter auch frischen Atem. Probieren Sie es aus mit Richi Kägis Menü: Ricotta-Salata-Tarte mit Zucchini und schwarzem Knoblauch.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx