Durst 02/2023

People & Unterhaltung 19 Auf ein Bier mit Bier-Sommelier-Weltmeister Giuliano Genoni Sie traten scheinbar aus demNichts in die Welt der Bier-Sommeliers und wurden Weltmeister. Waren Sie selbst überrascht? Giuliano Genoni: Nein, denn die Wahrheit ist: Ich investiere meine Ferien seit Jahren in den Besuch von Brauereien und verkoste Biere seit rund 13 Jahren. Ich bin bestimmt nicht unbegabt, aber auch kein Naturtalent. Die Sommelier-Ausbildung war zwar sehr wichtig, aber ich wusste schon vorher, was ein Dubbel, ein Tripel und ein Stout ist. In Köln habe ich mich mit dem Kölsch befasst, in Pilsen mit dem Pils, in London mit dem Imperial Stout und in Dublin mit dem Guinness. Mit einer Ausnahme habe ich auch alle Trappisten-­ Brauereien besucht. Und Ihre Partnerin… … die ist auch fasziniert von der Welt des Biers. Bier verbindet uns seit dem ersten Date und überrascht uns punkto Aromen, Geschmäcker und Kombinationenmit Speisen immer wieder. Stefania hat lange vor mir ein Sauerbier verkostet und später gemeinsam mit mir den Sommelier-Kurs besucht. An der Schweizer Meisterschaft hat sie auch teilgenommen. Dabei gilt der Tessin doch als Weinkanton. Das ist er auch, aber auch bei uns ist die Bierkultur stark ausgeprägt. ImTessin gibt es rund vierzig kleinere und mittlere Brauereien. Und in der Gastronomie, wie steht es da um die Bierkultur und die Bierkompetenz? Die Zeiten sind vorbei, als es in einem Lokal bloss ein Lager- und ein Spezialbier gab, wenns hoch kam auch noch ein Weizen. Die Gastronomie hat verstanden, dass ihre Gäste gerne eine «Die Hochzeitsreise war eine Bierreise» 2021 kam alles anders, als es Giuliano Genoni geplant hatte. Weil Corona ein grosses Fest verunmöglichte, trat er mit seiner Stefania noch nicht vor den Traualtar. Stattdessen liessen sich die beiden zu Bier-Sommeliers ausbilden. 18 Monate später war der Tessiner Schweizer Meister und Weltmeister. Im Gespräch mit DURST erzählt er, warum er trotzdem kein Naturtalent ist. Der 35-jährige Wirtschaftswissenschaftler leitet das Amt für Sport und Freizeit der Stadt Mendrisio. Der Tessiner ist verheiratet mit Stefania und liebt Schweinshaxe aus dem Ofen. Nebst Bier nennt er Kochen und Fussball als seine Hobbys. Giuliano Genoni ist sowohl Schweizer Meister als auch Weltmeister der Bier-Sommeliers. G I U L I A NO GENON I WM-Video Hier gelangen Sie zu einemWM-Video mit der Siegerehrung von Giuliano Genoni schöne Auswahl an Bieren haben. Wichtig für die Branche ist aber auch, dass sie über Bierwissen verfügt, die Inhalte und Aromen der Biere kennt. Nur so kann sie Spezialitätenbiere optimal verkaufen und von der höheren Marge profitieren. Gute Gastronomen haben diese Hausaufgabe in den letzten Jahren gemacht. Zurück zur WM, auf die Sie sich gemeinsam mit den anderen qualifizierten Schweizern vorbereitet haben. Wie lief das ab? Das Team für die WM in München bestand aus drei Frauen und vier Männern Der Schweizer Brauerei-Verband hat für uns Trainings in Zürich und auch ein Kommunikationstraining organisiert. Das hat uns sehr geholfen, denn der Austausch ist wichtig. Ich konnte von den anderen viel lernen und schätze die Freundschaften, die dabei entstanden sind. Wie hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie Weltmeister sind? Es gab viele Interview- und Verkostungsanfragen, auch von Restaurants. Mehr als zwei Termine pro Woche nehme ich aber nicht wahr, denn Bier ist für mich ein Hobby und soll es auch bleiben. Ich habe einen guten Job, der mir gefällt und der mich beansprucht. Ich suche die Publizität nicht, und deshalb ist mein Leben zum Glück das gleiche geblieben. Welches sind die aktuellen Bier-Trends? Der Haupttrend ist die Vielfalt, denn die Gäste wollen neue Biere ausprobieren. Da darf es auch mal ein Bier mit Schokolade oder ein Ale mit Aprikosen, Ananas oder Himbeeren sein. Auch süssere Biere sind angesagt. Sie kommen vor allem bei vielen Frauen gut an. Sie haben dann doch noch geheiratet. Wohin führte Sie die Hochzeitsreise? Stefania und ich haben alle Trappisten-Brauereien in Belgien und den Niederlanden besucht. Die Bier-Hochzeitsreise führte uns auch nach Köln und nach Düsseldorf. Und an der Hochzeit selbst… … verwöhnten wir unsere Gästemit einemBiermenü. Zu jedem Gang gab es ein passendes Bier – zu den Gnocchi mit Ragout von Luganighe beispielsweise einWeizenbier, zur Porchetta ein Dubbel und zur Schwarzwäldertorte ein Stout. Die Gäste haben es geliebt, denn wie gesagt: Auch imWeinkanton TessinwirdBier geschätzt. «Bier ist für mich seit Jahren ein Hobby und soll es auch bleiben.» Giuliano Genoni

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