Durst 07/2023

Markt & Trends 23 Die gesunde Wunderwurzel, der Alleskönner, die wärmende Kraft: Wer den Begriff Ingwer in eine Suchmaschine eingibt, merkt schnell, wie gross der Hype ist, der in den letzten Jahren um das exotische Knollengewächs entstanden ist. Als Gewürz bereichert er die asiatische Küche seit Jahrtausenden, inzwischen findet man ihn auch im Bier, im Tee oder im Shot. Dabei sorgt er nicht nur für die richtige Würze, er stärkt auch die Abwehrkräfte und schafft Abhilfe bei Magen-Darm-Beschwerden. Der Nachteil: Er braucht tropische und subtropische Bedingungen, um zu gedeihen, und wird deshalb aus Ländern wie China, Indien oder Peru importiert. Ingwer aus der Schweiz? Was bis vor Kurzem undenkbar schien, hat der Gemüsebauer Stephan Müller aus dem zürcherischen Steinmaur möglich gemacht. Vor zehn Jahren hatte er auf einem Markt im Nordwesten der USA frischen Ingwer entdeckt und sich inspirieren lassen: Was bei diesen klimatischen Bedingungen möglich ist, muss doch auch hier gelingen. Er versuchte es in einem seiner Gewächshäuser – und siehe da, schon nach einigen Versuchen funktionierte es. Müller wurde zum Ingwer-Pionier und erlangte damit nationale Bekanntheit. Heute führt sein Sohn Samuel den Betrieb. Er sagt: «Frischen Ingwer hat es vorher gar nicht gegeben.» Auf rund 70 Aren baut er Ingwer an, die Ernte kann pro Jahr bis zu 20 Tonnen abwerfen. Ein Teil wird gepresst, den anderen setzt er über die Grossisten, in seinem Online-­ Swissness Goodness Die Ingwer-Pioniere aus Steinmaur Um den Ingwer ist ein einzigartiger Hype entstanden. Weil er zum Wachsen tropische Bedingungen braucht, muss er aber von weither importiert werden und ist entsprechend nicht in frischer Form erhältlich. In diese Marktlücke ist die Familie Müller aus dem zürcherischen Steinmaur gestossen: Auf ihrem Hof baut sie Bio-Ingwer an – und begeistert damit ihre Kundschaft. Shop und im Hofladen ab. «Wir haben viele Stammkunden. Wenn wir den Ingwer im Herbst jeweils auf der Website ausschreiben, ist er ganz schnell weg», sagt Samuel Müller. Wie stark die Ernte ausfällt, hängt indessen von mehreren Faktoren ab. So sind die Herkunft und die Qualität des Pflanzmaterials entscheidend: Der chinesische Typ bringt viel Gewicht, der peruanische ist dagegen eher feingliedrig und leicht. Gleichzeitig muss auch das Wetter mitspielen: Ist es wie im letzten Sommer zu sonnig und zu heiss, behagt ihm das nicht. Generell ist der Anbau anspruchsvoll. Im Frühling wird die Pflanze gesetzt, im Herbst wird schliesslich die Knolle, das sogenannte Rhizom, von Samuel Müller und seinen Mitarbeitern in Handarbeit gewonnen. «Das Gute ist, dass man ihn lange im Boden lassen kann und das Erntefenster dementsprechend gross ist.» Bis im Dezember kann geerntet werden, wobei der Ingwer mit der Zeit fasriger und schärfer wird. «Die frische weisse Knolle mit dem grünen Stielanteil – die ist wirklich einzigartig», sagt Müller. «Dafür nimmt die Kundschaft auch gerne einen etwas höheren Preis in Kauf.» www.mueller-steinmaur.ch Samuel Müller gewinnt in Steinmaur frischen Bio-Ingwer. Ingwer frisch aus dem Schweizer Boden.

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