Durst 09/2023

Hauptgang 13 Zu wenig Serviceangestellte, zu wenig Köchinnen und Köche, zu wenig Unterhaltspersonal: Wie in der gesamten Schweizer Wirtschaft schlägt der Fachkräftemangel seit Corona auch in der Hotellerie und der Gastronomie um sich. Getroffen hat er auch die aus Liestal operierende Hotelkette Sunstar, die sieben Sport- und Familienhotels an Schweizer Tourismusdestinationen und eines im Ausland führt. Deren HR-Chefin Katja Lemmler sagt: «Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen. Aktuell haben wir praktisch alle Stellen besetzt.» Freilich betrifft die Situation nicht alle Berufsgruppen innerhalb des Unternehmens gleich. Im administrativen Bereich, in dem der Branchenverband HotellerieSuisse vor einigen Jahren einen neuen Berufslehrgang zur Hotelkommunikationsfachperson lanciert hat, lässt sich relativ gut Personal finden. Ebenso im Hauswirtschafts- und Reinigungsbereich, bei dem man auf Hilfskräfte zurückgreifen kann. Schwieriger präsentiert sich die Situation dagegen beim Servicepersonal und in der Küche, wo in diesem Jahr beispielsweise mangels Bewerbungen beide Koch-Lehrstellen unbesetzt bleiben. Katja Lemmler sagt: «Es ist weniger die Gegenwart als die Zukunft, über die wir uns Gedanken machen müssen.» Förderungsprogramme als Magnet Klar ist: Angesichts der Tatsache, dass diese Herausforderung gekommen ist, um zu bleiben, gilt es neues Potenzial zu erschliessen. Dabei kann Sunstar gezielt seine Vorteile als Gruppe nutzen – etwa indem die Kette über Programme, Förderungen und Fortbildungen ausländisches Personal besser integriert. Neben treuen Saisonniers aus Italien und Portugal hätten sich in jüngster Zeit immer mehr auch gut gebildete Leute aus Osteuropa beworben. «Diese Menschen haben zwar keine Fachqualifikation, bringen aber einen tollen Rucksack mit. Deshalb ist das ein Arbeitsmarkt der Zukunft», sagt Katja Lemmler. Ein weiterer zentraler Ansatz liegt in der Ausbildung. Schliesslich sind im eigenen Betrieb Der Fachkräftemangel ist für die Gastronomie und Hotellerie nicht nur ein temporäres Phänomen. Die Liestaler Hotelgruppe Sunstar will deshalb der Herausforderung aktiv begegnen und mit einer Vielzahl von Massnahmen auch die Vorteile ihrer Grösse ausspielen. Das oberste Ziel ist dabei, die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärker zu berücksichtigen. Hotelgruppe Sunstar Herausputzen für den Personalmarkt Zu wenige Köche verderben das Geschäft. ausgebildete Lernende speziell wertvoll. Hier sind besondere Anstrengungen erforderlich – zumal die Löhne gegenüber anderen Branchen naturgemäss tiefer liegen. Einerseits geht es darum, die Attraktivität des Berufs zu steigern, andererseits aber auch die Leute anschliessend zu halten. «Wir reden mit unseren Lernenden und versuchen ihnen aufzuzeigen, wie sie die Anschlussmöglichkeiten in unserer Gruppe beruflich weiterbringen können», sagt Katja Lemmler. Gleichzeitig werden externe Coaches eingesetzt und digitale Innovationen integriert, für die Junge affin sind. Auch sind die Lernenden wann immer möglich vom Überstundenmachen befreit und kommen regelmässig in den Genuss freier Wochenenden. Das Personal verstärkt miteinbeziehen Generell soll der Fokus wieder vermehrt auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden gerichtet werden – ein Aspekt, der in der Branche zuletzt zu kurz gekommen sei, wie Katja Lemmler selbstkritisch eingesteht. Das heisst nicht, dass man jede Lohn- oder Ferienforderung eines Bewerbenden erfüllt, sondern dass man das Personal etwa verstärkt in die Planung miteinbezieht. «In internen Umfragen hat sich gezeigt, dass die Leute ihre Wünsche in die Dienstplanung einbringen wollen», erklärt die HR-Chefin – wohl wissend, dass der Wind gedreht hat. «Früher wurde man als Arbeitgeber gesucht, heute muss man das Personal selbst finden», fasst sie die neue Ausgangslage zusammen. www.sunstar.ch «Früher wurde man als Arbeitgeber gesucht, heute muss man das Personal selbst finden.» Katja Lemmler

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