Durst 09/2023

Hauptgang 15 Dass der Beruf kein Zuckerschlecken ist, ist hinlänglich bekannt. Unregelmässige Arbeitszeiten, die physische Belastung, Druck: Die Anforderungen an Köchinnen und Köche sind streng, und reich wird man auch nicht. All das war Florence Bohren bewusst – und dennoch ist ihr die Berufswahl leicht gefallen. Die 19-jährige Solothurnerin hat im Juli ihre Lehre als Köchin im Sunstar Hotel Grindelwald abgeschlossen und sagt: «Ich liebe das Essen. Und in diesem Beruf kann ich die ganze Welt der Kulinarik entdecken.» Natürlich, die familiäre Herkunft hat den Weg vorgespurt. Die Grosseltern hatten einst ein Hotel geführt, der ältere Bruder arbeitet im Service. Doch Bohrens Triebfeder, das ist unüberhörbar, sind ihre Leidenschaft und das riesige Feld, das sich ihr als Köchin eröffnet. «Ich wollte bewusst weg von zu Hause und Neues entdecken. Deshalb habe ich mich entschieden, nach Grindelwald zu gehen. Hier konnte ich in einer Küche mit Menschen aus den verschiedensten Ländern lernen. Genau das wollte ich.» Dabei war es ihr auch egal, dass Leute sie mit hochgezogener Augenbraue fragten, ob sie sich denn ihrer Berufswahl sicher sei. Wobei die Frage durchaus berechtigt war, schliesslich fiel der Start der Lehre just in die schwierige Anfangszeit der Coronapandemie. Tatsächlich, das gibt sie zu, hat die Realität dann anfänglich mit ihren Vorstellungen kontrastiert. «Ich begann mit hohen Erwartungen und Standards, hatte das Gefühl, ich könne einfach fix fünf Tage arbeiten und dann zwei Tage am Stück frei machen», blickt sie zurück. Den Dreh hatte sie jedoch schnell einmal raus. «Man erkennt zwangsläufig, dass man als Berufsanfängerin keine Ahnung hat und sich in hierarchischen Strukturen bewegt. Umso wichtiger war es, dass mein Lehrbetrieb gut auf mich An der Basis des Fachkräftemangels in der Gastronomie und der Hotellerie steht das Problem, Lehrstellen zu besetzen. Vor allem der Kochberuf scheint bei den Jungen nicht hoch im Kurs zu stehen. Für die Lehrabgängerin Florence Bohren überwiegen indessen die Vorteile deutlich. Sie findet: Kaum ein Beruf bietet so viel kreativen Spielraum und Entwicklungsmöglichkeiten. Jungköchin Florence Bohren Grosse Perspektiven nach der Lehre Florence Bohren hat ihren Traumjob gefunden. «In diesem Beruf kann ich die ganze Welt der Kulinarik entdecken.» eingegangen ist.» Die Entbehrungen, die man speziell mit den unregelmässigen Arbeitszeiten auf sich nehmen muss, sieht die Jungköchin indessen durch die Vorteile des Berufs bei Weitem überwogen. Fasziniert erzählt sie von den grossen, vielfältigen und anspruchsvollen Banketten und den verschiedenen internationalen Einflüssen in der Küche. Weiterbildung oder ins Ausland Vor allem aber sind die Möglichkeiten gross. Vorderhand wird Florence Bohren im Sunstar Hotel Grindelwald weiterarbeiten. Doch mittelfristig denkt sie daran, sich in einem gehobenen Lokal im Fine Dining weiterzuentwickeln. «Das ist wie das Malen eines Gemäldes, man kann alles versuchen», schwärmt sie. Gleichzeitig steht eine Weiterbildung zum Diätkoch ebenso zur Disposition wie ein Abstecher ins Ausland. Und natürlich träumt auch Lehrabgängerin Florence Bohren langfristig vom eigenen Restaurant- oder Hotelbetrieb. Ob sie ihn dereinst realisieren kann, wird sich weisen. Unbestritten ist: An spannenden Wegen, dorthin zu gelangen, fehlt es der ausgebildeten und motivierten jungen Berufsfrau Bohren nicht.

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