Durst 01/2020

28  Markt & Trends Drei mal Röllchen aus Claudio Del Principes Kochbuch «Italien vegetarisch». Kolumne Claudio Del Principe schreibt über vegetarische Gerichte Weniger Fleisch – mehr Hirn Wir sollten alle weniger Fleisch essen. Viel weniger. Das steht ausser Frage. Vor allem billiges, anonymes Fleisch aus Massentierhaltung. Es schadet den Tieren, der Natur, dem Wasserhaushalt, dem Klima und: unserer Gesundheit. Die Alternative ist aber um Himmels Willen nicht, industriell hergestellte Fleischersatzprodukte zu konsumieren, sondern den Kopf einzuschalten und geschmackvolle, kreative fleischlose Gerichte zu kochen. P flanzliche Hamburger spriessen wie Pilze aus dem Boden. Es vergeht kein Tag, ohne dass vegane Patties gehypt und als Rettung des Planeten propagiert wer­ den: Sieht aus wie Fleisch, schmeckt wie Fleisch, hat aber kein Fleisch drin. Alle Proble­ me gelöst? Ich glaube nicht. Ichglaube:KeinMenschbrauchtFleischersatz­ produkte. Das sehen meine Medienkollegen anders. Sie stimmen fröhlich ein in den Welt­ rettungskanon und heizen die PR-Maschinerie der grossen Hersteller mit unkritischen Be­ richterstattungen zünftig an. «Wir müssen doch weniger Fleisch essen!», ermahnen Sie mich. «Dann iss halt weniger Fleisch», kontere ich, «wozu brauchst du dazu einen Hamburger, der kein Hamburger ist?» Sie wissen auch nicht, dass einer der Inves­ toren des erfolgreichen Beyond-Burgers Bill Gates heisst. «Willst du, dass Bill Gates dein Essen zubereitet? Ich nicht.» Dann ist Ruhe. Es ist schon klar, woher der Wind weht. In den USA werden jeden Tag im Schnitt drei Ham­ burger pro Kopf verdrückt. Drei! Wenn ich drei Hamburger pro Jahr esse, ist das viel. Dass man diese Menschen vom übermässigen Kon­ sumbilliger Fleischburger wegbringenmöchte, ist eine löbliche Absicht. Kindern kochen beibringen Aber können wir dann bitte auch über die an­ deren Zutaten der Burger reden? Über dieses jämmerliche Brötchen zum Beispiel? Die übersüssten Saucen? Darüber spricht kein Mensch. Wir in der Schweiz sind mittlerweile spitze darin, Schülern eine ellenlange Liste verbotener Lebensmittel unter die Nase zu halten, was sie alles nicht in ihre vorgeschrie­ benen Plastik-Znüniböxli packen dürfen. Aber wie wäre es, wenn man den Kindern als Pflichtfach Gemüsekunde bieten würde? Wo kaufe ich was ein? Wie verarbeite und lagere ich Gemüse richtig? Wann hat welches Gemü­ se Saison? Was kann ich alles aus einem ein­ zigen Gemüse zubereiten? Was wir brauchen, sind nicht Fleischersatz­ produkte, sondern das Know-how, ohne Fleisch anständige Mahlzeiten zubereiten zu können. Zum Beispiel Käse-Brot-Bällchen mit einer einfachen Tomatensauce. Das Rezept finden Sie auf der rechten Seite. Es stammt aus mei­ nem Kochbuch «Italien vegetarisch» (Brand­ stätter Verlag). Darin finden sich 150 italieni­ sche Gerichte mit Gemüse, Hülsenfrüchten, glücklich machender Pasta, Risotto und Po­ lenta. Lässt man den Käse weg, sind die meis­ ten Gerichte sogar vegan.

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