Durst 07/2022

Hauptgang 11 haben einen eigenständigen Charakter, sind aber fast genauso süffig wie ein Lagerbier. Was tut sich bei den alkoholfreien Bieren? Ganz schön viel! Früher wollte man Lagerbiere kopieren und möglichst nahe an ein Lager mit Alkohol kommen. Das ist heute anders. Es gibt einen Riesentrend hin zu eigenständigen alkoholfreien Spezialitätenbieren. Das Guinness 0,0 zum Beispiel ist etwas vom Interessantesten, was je auf den Markt kam. Seine Röstaromen, die Süsse und die Bitterkeit ergeben ein derart starkes Geschmacksbild, dass man den Alkohol kaum vermisst. Erwähnen möchte ich auch das neue Valaisanne Sans Alcool. Es ist stark hopfenbetont und damit ein weiterer Beweis für die neue Vielfalt bei den alkoholfreien Bieren. Welche weiteren Trends stellen Sie fest? Die Craft-Brauer produzieren natürlich weiterhin auch starke, komplexe Biere für Kenner; Biere, diemein Herz höher schlagen lassen, die für ein breites Publikum aber zu ausgeprägt sind. Ich denke vor allem an die extrem stark gehopften Hazy IPAs, aber auch an edle in Holzfässern gelagerte Biere. Bemerkenswert ist, dass Feldschlösschenmit der Theophil Vintage Edition schon vor vielen Jahren zwei Biere gebraut hat, die sechs Monate im Eichenholzfass gelagert wurden. Nicht alle haben das 2009 und 2011 schon verstanden. Generell kommt die Neuausrichtung der Craft-Szene der Gastronomie also entgegen. Was empfehlen Sie Gastronomen? Ich rate ihnen natürlich, sich von ihrem Sales Manager beraten zu lassen und die für ihren Betrieb passendsten Innovationen ins Portfolio aufzunehmen. Es ist belegt, dass immer mehr Gäste neugierig auf neue Biere sind und dass heute auch leichte Produkte bevorzugt werden. Die meisten Craft-Innovationen tragen beiden Fakten Rechnung. Es reicht aber nicht, die neuen Produkte einfach auf die Bierkarte zu setzen. Deshalb rate ich Gastronomen auch, den Craft-Bieren die Wertigkeit zu geben, die sie zweifellos haben und die von den Gästen auch geschätzt wird. Man sollte die Biere also im passenden Glas servieren und auf einen qualitativ hochstehenden Ausschank achten. Wichtig ist auch, dass die Biere die richtige Temperatur haben und das Personal sie den Gästen kompetent empfehlen kann. Lohnt sich das auch in finanzieller Hinsicht? Selbstverständlich, denn für ein spezielles Bier kannman auch einen speziellen Preis verlangen und damit von einer höherenMarge profitieren. Die Gäste werden immer qualitätsbewusster und sind bereit, für das Craft-Bier ihrer Wahl etwas tiefer ins Portemonnaie zu greifen als für ein Lagerbier. Diese Chance wird meiner Meinung nach noch zu wenig genutzt. Deshalb rate ich den Gastronomen, keine Hemmungen vor höheren Preisen zu haben. Wenn die Qualität des Bieres stimmt, sind diese gerechtfertigt. «Craft-Bieren sollte man die Wertigkeit geben, die sie zweifellos haben.»

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