Durst 11/2023

Hauptgang 15 Sie präsidieren den Verein Slow Food seit dem Sommer 2022 gemeinsam. Hand aufs Herz: Hat es einmal einen Moment gegeben, in dem Sie lieber allein gewesen wären? Laura Rod: Keinen einzigen, zwischen uns war es Liebe auf den ersten Blick (lacht). Sowieso: Diesen Job alleine zu machen, wird ihm schlicht nicht gerecht. Die Schweiz ist so divers und vielfältig, dass es hier ein Duo braucht. Toya Bezzola: Mal abgesehen davon, dass man zu zweit auf bessere und kreativere Lösungen kommt als allein, muss das Präsidium ständig ansprechbar sein. Da wir beide ja auch noch Unternehmerinnen sind, ist es also notwendig, dass wir aufeinander zählen können. Wie teilen Sie sich die Arbeit auf? Bezzola: Das ergibt sich automatisch. Klar, Laura kümmert sich etwas mehr um die Romandie und ich um die Deutschschweiz. Aber eigentlich spielen wir einfach unsere Stärken aus. Wichtig ist dabei das Urvertrauen, das wir ineinander haben. Wir mögen zuweilen unterschiedliche Meinungen haben, doch in der Kommunikation sind wir strikt: Wenn eine von uns ein Mail beantwortet, dann ist das für die andere erledigt. So greift alles ineinander. Ist es auch wichtig, dass sich Slow Food gegen aussen mit zwei Gesichtern zeigt? Bezzola: Ja, das ist sehr wichtig, insbesondere hinsichtlich der Zukunft. Wenn eine Bewegung wie unsere für längere Zeit an nur einer einzigen Person festgemacht wird, verliert sie die FlexiDie junge Berner Projektmanagerin Toya Bezzola (31) und die erfahrene Waadtländer Gastronomin Laura Rod (46) setzen sich als gleichberechtigte Co-Präsidentinnen von Slow Food Schweiz für ein nachhaltiges Ernährungssystem ein. Im Gespräch mit DURST erklären sie, warum der Job nur im Duo erledigt werden kann und weshalb dieser Führungsform die Zukunft gehört. Slow Food wird von zwei Co-Präsidentinnen geführt «Zu zweit ist man kreativer als allein» Toya Bezzola (l.) und Laura Rod stehen gemeinsam an der Spitze von Slow Food Schweiz. Slow Food ist eine weltweite Bewegung, die in 160 Ländern präsent ist. Sie tritt für das Recht auf gute, saubere und faire Lebensmittel für alle Menschen ein. Ihr Ziel ist es, lokale Esskulturen zu fördern und die Allgemeinheit für Ernährung und Geschmack zu sensibilisieren. Slow Food verknüpft den Genuss hochwertiger Produkte mit dem Engagement für ein ökologisch und sozial verantwortliches System. Slow Food Schweiz gibt es seit 30 Jahren. www.slowfood.ch SLOW FOOD bilität, sich zu wandeln, sich zu vergrössern und den neuen Zeiten anzupassen. Rod: Hinzu kommt, dass wir ein sehr vielfältiges Publikum ansprechen. Mit zwei verschiedenen Persönlichkeiten, wie wir es sind, erreicht man schlicht mehr Leute als alleine. Ich würde übrigens auch sagen, dass das für Unternehmen generell immer wichtiger wird. Weshalb? Rod: Es ist etwas in Gang gekommen in den letzten Jahren. Zusammenarbeit ist in der Branche wichtiger geworden, weil sie Fortschritt ermöglicht. Chefköche, die sich ihren Namen alleine erarbeitet haben, spannen zusammen, es gibt immer mehr Events mit Vier-, Sechs- oder Acht-Hände-Kochen. Damit wird nicht nur viel Neues und Spannendes kreiert – die Kundschaft schätzt das auch extrem. Egal ob in Politik, Wirtschaft oder Sport: Die Zahl der Co-Präsidien nimmt zu. Entspricht diese Führungsform dem Zeitgeist? Bezzola: Es kommt wohl daher, dass immer mehr Frauen Führungspositionen anstreben und so Karriere und Familie vereinbaren können. Sie beweisen, dass es funktioniert und alle profitieren: Das Ego rückt zugunsten der Sache in den Hintergrund, gleichzeitig muss man nicht alles selbst stemmen.

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