Durst 09/2020

10  Hauptgang Design oder Nichtsein Der moderne Gast erwartet von einem Lokal, dass es eine eigene DNA hat – auch in Bezug auf Raumgestaltung und Optik. Deshalb entscheidet Design in der Branche oft über Sein oder Nichtsein. Dabei geht es auch darum, Markenwelten spür- und erlebbar zu machen und neue Technologien in die Gestaltung zu integrieren. Nicht zuletzt weil seit dem Corona-Lockdown Raum für Kreativität entstanden ist und sich deshalb besonders viele Gastronomen mit der Neugestaltung ihres Betriebs befassen, zeigt DURST auf den folgenden Seiten, was es dabei zu beachten gilt. Die Wichtigkeit der Raumgestaltung «Design steht heute vor Funktion und Preis an erster Stelle.» Kiyoshi Sakashita, Architekt Der moderne Gast legt zunehmendWert darauf, sich in einem Lokal wohlzufühlen und seinen Lifestyle in der Gestaltung widerspiegelt zu sehen. «Es ist wichtig, das Gästeerlebnis ins Zentrumdes Designs zu stellen», sagt Benjamin Bouhan von der Firma «La Cellula Lab», die Verkaufsflächen und Gastronomiebetriebe ge- staltet. Er ist allerdings der Meinung, dass auch der Funktion Rechnung zu tragen und diese ins Gestaltungskonzept zu integrieren ist. «Gestaltung ist Haltung.» Helmut Schmid, Grafiker Für was steht mein Lokal? Welches Publikum will ich ansprechen? Wie sieht mein Konzept aus? Bevor man sich an die (Neu-)Gestaltung eines Lokals macht, sollte man diese Fragen beantworten. Oder anders ausgedrückt: Man muss seine Haltung definieren, bevor man sich an die Gestaltung macht. Das ist Vorausset- zung für ein authentisches Lokal, in dem das Design gemeinsam mit anderen Faktoren (Speisen, Getränke, Service etc.) ein Gesamt- bild ergibt und dem Betrieb zu einer eigenen DNA verhilft. «Der Mode entkommt man nicht. Auch wenn Mode aus der Mode kommt, ist das schon wieder Mode.» Karl Lagerfeld, Modeschöpfer und Designer Selbstverständlich sollte man dem Lokal ein eigenständiges Gesicht verpassen. Die Gäste richten sich aber auch nach Trends und nach der Mode. «Urban ist in», sagt Marco Thöni von der Stammkraft GmbH (vgl. Artikel rechts). «Alles soll möglichst alt aussehen und trotz- dem einen High-End-Charakter haben.» Eben- falls in Mode sind Nachhaltigkeit und lokale Produkte, aber auch Originalität und Exotik. «Einfachheit ist die höchste Stufe der Vollendung.» Leonardo Da Vinci, Universalgelehrter Eine klare, einfache und leicht verständliche Bildsprache erzielt den besten Effekt. «Bei in­ telligentem Design spielt Minimalismus eine wichtige Rolle», sagt Benjamin Bouhan von «La Cellula Lab» (vgl. Seiten 12+13). Weil weniger oft mehr ist, gilt es, bei der Gestaltung diskret vorzugehen und das Design nicht zu überladen. «Sehnsucht nach Licht ist des Lebens Gebot.» Henrik Ibsen, Dramatiker Wer einen Raum gestaltet, liest passende Mö- bel aus und denkt auch an die Böden, Wände und Decken. Oft vergessen wird die Beleuch- tung. Dabei wollen das Lokal, seine Speisen und Getränke ins beste Licht gerückt werden. Ein zu kaltes Licht kann verheerende Wirkung haben – im Lokal und auch auf Instagram. Von «La Cellula» neu gestalteter Raum im Lokal F & B in Grand-Lancy.

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