Durst 11/2021

10 Hauptgang E r war ein Teenager, als er sichmit seinen Töffli-Freunden zwischen Remigen und Villigen vor dem damaligen Restaurant Hasel traf. Heute heisst das Lokal «Chevy’s Road Stop» und Kevin Rünzi ist der Gastgeber. Dazwi­ schen hat der Aargauer aus Riniken eine KV- Lehre gemacht, die Welt bereist, Sprachen er- lernt, die Hotelfachschule Luzern absolviert, im Finanzsektor gearbeitet, bei einem Food Truck mitgeholfen, die gastronomische Verantwor- tung für ein Lokal in der Zentralschweiz über- nommen und zuletzt imAussendienst für einen Hersteller von Motorradkleidern gearbeitet. Mitten in der Corona-Krise ergab es sich nun, dass das ehemalige Restaurant Hasel einen «Die Branche ist in Bewegung» Trotz Corona wurden 2020 mehr Gastronomiebetriebe eröffnet als geschlossen. Auch in diesem Jahr ist viel Pioniergeist festzustellen: Eine grosse Zahl an Betrieben wird übernommen, gegründet, renoviert oder neu aufgestellt. Reto Grohmann von Gastroconsult Zürich sagt, warum die Zeit trotz einer gewissen Unsicherheit gut ist, um einzusteigen und Neues zu wagen. Grosser Pioniergeist in einer schwierigen Zeit D as Gastgewerbe ist von der Corona- Krise besonders betroffen. 2020 erlitt die Branche einen Umsatzeinbruch von gut vierzig Prozent, was rund 13 Milliarden Franken entspricht. Die «Herausforderungen in Zusammenhang mit Covid-19» sind laut einer Erhebung von GastroSuisse die zurzeit grösste Sorge der Gastronomen, und Experten wie Reto Grohmann, Vizedirektor von Gastroconsult Zürich, schliessen eine Konkurswelle im Laufe des kommenden Jahres nicht aus. Vor diesem Hintergrund mag es auf den ersten Blick überraschen, dass in den letzten Monaten viele Gastronomiebetriebe übernommen oder gegründet wurden. «Ich vermute, dass es heute mehr Lokale gibt als vor der Corona-Krise», sagt Reto Grohmann. Ein Blick ins Handels­ registeramt bestätigt seine Vermutung: 2020 stehen 2236 Löschungen 2403 Neueintragun- gen gegenüber, was einemNettowachstum von 167 Betrieben entspricht. «Alleine die vier Kan- tone Zürich, Aargau, Luzern und Graubünden verzeichnen einen Nettozuwachs von +156», ist im Branchenspiegel 2021 von GastroSuisse zu lesen. Und: Der grösste Teil des Nettozuwach- ses entfällt auf die Gastronomie (+119), während auch die Hotellerie (+48) zulegen konnte. «Neueröffnungen, Übernahmen und Betriebs- schliessungen: Die Branche ist in Bewegung», sagt Reto Grohmann, Vizedirektor und Unter- «Der Mensch hat weiterhin Hunger und Durst» Dieser Mann hat Mut und scheint dafür belohnt zu werden: Kevin Rünzi eröffnete mitten in der Corona-Krise einen Gastronomiebetrieb und legte einen Traumstart hin. Es sind verschiedene Faktoren, die ihn trotz Virus optimistisch in die Zukunft blicken lassen. Chevy’s Road Stop in Remigen neuenPächter brauchte undKevinRünzi unter­ schrieben hat. «Wegen der Pandemie habe ich mir schon Gedanken gemacht», sagt er, «aber es sprachen so viele Punkte dafür.» Tatsächlich befindet sich «Chevy’s Road Stop» an einer at- traktiven Lage, und auch Kevin Rünzis Konzept ist aus mehreren Gründen erfolgversprechend: Der Zoo Hasel befindet sich unmittelbar neben dem Lokal und sorgt für viele Gäste. Die Motorradfahrer machen hier gerne einen Halt und gönnen sich eine Erfrischung. Kevin Rünzi ist in der Bikerszene bestens vernetzt und machte «Chevy’s Road Stop» schnell bekannt. Der grosse Parkplatz vor dem über die Region hinaus bekannten Lokal lädt zumVerweilen ein. Die Lage zwischen zwei Dörfern ist insofern ideal, als das Lokal keine direkten Nachbarn hat und Lärm kein Problem ist. Die grosszügigen Terrassen sind ein beson- derer Trumpf, seit die Gäste wegen Corona am liebsten draussen sitzen. Die Küche ist hausgemacht und regional – ge- nau das, was moderne Gäste wollen. Ein Bubentraum und ein Traumstart So weit die Theorie, doch nach der Eröffnung hat sich schnell gezeigt, dass Kevin Rünzi und sein Team auch in der Praxis Erfolg haben. Am 1. Februar startete der Betrieb mit Take-away. Kevin Rünzi und Küchenchef Gianni Curto ver- «Ich vermute, dass es heute mehr Lokale gibt als vor dem Ausbruch der Corona-Krise.» Reto Grohmann Vizedirektor Gastroconsult Zürich

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