Durst 08/2022

28 Markt & Trends Ich durfte dann wählen, wie ich meine gigantische Brotscheibe mit nach draussen nehmen wollte (man musste nämlich in der Pause Brot kauend mit den Jungs von der Strasse das Fussballspiel analysieren, neue Teams bilden und dann gestärkt in den nächsten Match steigen): A: Die Brotscheibe kurz wässern undmit Zucker bestreuen. B: Mit Nutella bestreichen. Ich entschied mich immer für C: Mit Olivenöl beträufeln und mit grobem Meersalz aus der Porzellandose mit dem Holzdeckel, die auf dem Kaminsims stand, bestreuen. Mein Monolith Ich habe am ikonischen Brot meiner Kindheit getüftelt. Die grosse Pagnotta meiner Lieblingsbäckerei in Pescasseroli, Il Vecchio Forno Pinocchio. Ein rustikales, aromatisches Weizen-Sauerteigbrot mit dunkler Kruste. Diese Kruste, sie ist nicht einfach nur knusprig. Sie ist auch so kräftig karamellisiert, dass beim Kauen die Backenzähne leicht zusammenkleben. Wie ich das liebe! Die schiere Grösse der Brotscheibe hat mich schon als Kind wahnsinnig fasziniert (etwa Schuhgrösse 44!) Das war mein zweiter Versuch, eine Pagnotta zu backen. Ein Dreikilo-Monster. Hätte fast meinen Haushaltsbackofen gesprengt. Ziemlich happy damit. Für alle, die auch einen Weizensauerteig oder Lievito Madre haben: Das Brot kann man nach dem auf dieser Doppel- seite publizierten Basisrezept zubereiten. (Einfach die dreifache Menge ansetzen.) Als Mehl eignet sich Weissmehl, Pizzamehl wie auch Halbweissmehl. Man kann auch mischen oder nach eigenem Gusto Vollkornmehl oder wenig Roggenmehl dazugeben. Backen mit Bianca Fünf Jahre ist es nun her, seit ichmeiner Leserschaft den Floh mit dem Lievito Madre ins Ohr Reden wir über richtig gutes Brot Genau so, als ob sie gleich jemandem an die Gurgel geht, hielt meine Nonna, Mamma-Michela, die Pagnotta im Arm und säbelte mir jeweils eine Riesenscheibe davon zum Zvieri ab. Hat jemand auch nur die leiseste Vorstellung, was für einen Heidenrespekt mir diese Frau einflösste? Und: Schnitten Ihre Grosis das Brot auch auf diese spektakuläre Art? Ja? Ein Hoch auf unsere bärenstarken Grossmütter! Kolumne Claudio Del Principe schreibt auch über seine Nonna gesetzt habe. Meine Mutterhefe Bianca, die ich mit einemüberreifen Apfel aus meinemGarten angesetzt habe, ist nun sechs Jahre alt und strammwie nie zuvor. Sie ist ein treues Familienmitglied und eine wundervolle Fee, die mich immer wieder mit ihrem Backtrieb und ihrem milden Aroma in Staunen versetzt. Und: Sie hat Enkelinnen inganz Europa! Ichhabe siehundertfach anmeinen Brotworkshops verschenkt oder enthusiasmiertenMenschenper Post geschickt. Die getrocknete Bianca einfach in wenig Wasser auflösen, 50 g Weissmehl und 50 g Wasser einrühren, in ein Schraubglas füllen und im Kühlschrank aufbewahren. Als Grundstock reichen 100 g Bianca. Mindestens 1Mal proWochemöchte sie gefüttert werden. Dazu 1 EL aus dem Glas entsorgen (damit sich nicht zu viel ansammelt), dann 50 g bestes Weissmehl und 50 g Wasser einrühren und wieder in den Kühlschrank stellen.

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