Durst 06/2023

Markt & Trends 25 Swissness Goodness Fliegen sind für den Menschen und seine Nutztiere vor allem eines: lästig. Nicht so für Franco Bargetze. Der Liechtensteiner hat nicht nur einen Weg gefunden, mit ihnen, sondern von ihnen zu leben. Ein Verfahren, bei dem ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft Abfall in Protein verwandelt wird. Konkret kultiviert Franco Bargetze seit November 2020 mit seiner Nutrifly AG in Vaduz schwarze Soldatenfliegen, die wiederum Millionen von Eiern legen. Die geschlüpften Larven werden anschliessend mit Nebenströmen aus der regional naheliegenden Agrar- und Lebensmittelindustrie gefüttert, beispielsweise mit Überbleibseln aus einer Teigwarenfabrik. Nach sieben Tagen können die ausgewachsenen Larven als proteinreiches Futtermittel für Nutz- und Haustiere und die Abfallprodukte wie Kot oder Häute als Dünger verwendet werden. Der CO2-Fussabdruck dieses Verfahrens ist verschwindend klein. Vor dem Hintergrund, dass die Erdbevölkerung bis im Jahre 2050 auf zehn Milliarden anwächst und der Proteinbedarf entsprechend ansteigt, gehe es darum, nachhaltige Lösungen für die Zukunft zu finden, betont Franco Bargetze. Dann rechnet er vor: «Um Futtermittel für die Nutztiere zu produzieren, wird heute einerseits ein Drittel des globalen Gesamtfischfangs zu Fischmehl verarbeitet. Andererseits wird aber auch Soja verwendet, für das jährlich rund Diese Fliegen drehen sich im Kreis Franco Bargetze ist zwar Liechtensteiner, er unterhält aber viele Geschäftsbeziehungen mit der Schweiz. Der Unternehmer hat eine Lösung für die Kreislaufwirtschaft gefunden. Mit seiner Firma Nutrifly produziert er aus Bio-Abfall Protein. Das Schöne an der ganzen Sache: Die Arbeit wird von Fliegen übernommen. Swissness Goodness aus dem benachbarten Ländle. 17000 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt werden. Gleichzeitig leiden 850 Millionen Menschen an Hunger, während ein Drittel aller Nahrungsmittel als Food Waste verfällt.» Weltmeisterliche Reproduktion Der besorgte Unterton, der in seiner Aufzählung mitschwingt, ist nachvollziehbar. Mit seinen 30 Jahren gehört Franco Bargetze zur Generation der Millennials, die von diesen Problemen fundamental betroffen sein wird. Doch seine Motive sind auch wirtschaftlicher Natur. Wovon nur schon der Umstand zeugt, dass er die Geschäftsidee im Rahmen seiner Masterarbeit im Studienfach Unternehmertum entwickelte. Dementsprechend betont er die Effizienz seiner Produktion: Im Prozess verwandelt sich ein Gramm Fliegen-Eier in 50000 Larven mit einem Gesamtgewicht von sechs Kilogramm – was einem Faktor von 6000 entspricht. «Weltmeisterlich», findet Franco Bargetze das. Nutrifly hat in den letzten zwei Jahren in der Pilotphase 50 Tonnen an Lebensmittelabfällen verarbeitet und damit vor allem Düngemittel und Hunde- und Hühnerfutter produziert. Franco Bargetze arbeitet am Ausbau des Projekts im Raum St.Gallen. Entstehen soll nichts weniger als die grösste Insektenzuchtanlage der Schweiz. «Ich bin guten Mutes, dass wir Mitte 2024 an den Start gehen können», sagt Franco Bargetze. Aktuell ist er auf der Suche nach Investoren – in der vollen Überzeugung, dass er alle ökonomischen, ökologischen und zeitgenössischen Argumente auf seiner Seite hat. www.nutrifly.li Nutrifly-Chef Franco Bargetze. Die schwarze Soldatenfliege... Kreislaufwirtschaft ...und ihre Larven. Sojamehl tierische Futtermittel Fischmehl Landwirtschaft Lebensmittelverarbeitung Handel NutriFly Soldatenfliege Larven Dünger Tiernahrung Lebensmittelabfälle

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