Durst 02/2023

28 Markt & Trends nen neuen Herd, einen Mercedes oder haben eine neue Frau? Anders lässt sich für mich deren Kumpanei mit den Airlines nicht erklären. Weiss doch jeder Kochlehrling, dass einmal gekocht, gekühlt, wer-weiss-wie-lange aufbewahrt und herumgekarrt, später renaturiert und aufgedampft, nie schmeckt wie direkt aus der Pfanne auf den Tisch. Also ein denkbar ungeeignetesWerbefenster für einen ehrgeizigen Koch. Warum beschränken sich die fliegendenMenütüftler nicht auf Ragus, Eintöpfe oder ähnlich lange Geschmortes? Gerichte, die an Geschmacksfülle sogar zulegen können, werden sie sachgemäss wieder- erwärmt. Zum Beispiel eine ganze Kalbshaxe, klassisch geschmort nach Mailänder Art. www.richardkaegi.ch www.homemade.ch @richifoodscout ten Umständen gut essen. Energieriegel? Nein danke. Irgendwann flog ich immer öfters lange Strecken, meistens für meine Arbeit. Und lernte die Welt des Essens in den Wolken kennen, oder eher, fürchten. Verpflegung an Bord ist nie eine valable Option für mich geworden. Umso mehr wundere ich mich über die Begeisterung, die das aufgewärmte Zeugs bei so vielen Reisenden hervorruft, sogar in der Holzklasse. Fliegen ist per se kein Vergnügen, wird hier mittels Magenfüllen kompensiert? Oder werden gar auf Teufel komm raus alle Leistungen in Anspruch genommen, man hat ja schliesslich bezahlt? Eine schäbige Überlegung. Wer nun glaubt, in oberen Klassen sei es viel besser, der irrt. Es ist bloss weniger desaströs und wird schicker angerichtet. Mittels Stoffservietten und Eisenbesteck suggerieren die Himmelscaterer Qualität, die nicht stattfindet. Auch wenn mittlerweile Sterneköche für die Stapelmenüs geradestehen. Brauchten die eiReisen macht hungrig, schon in frühester Jugend. Morgens in die Schule, ohne Pausenbrot? Undenkbar. Ich schlang meines hinunter, bevor ich dort ankam, wen wunderts, bei zwei Kilometer Fussmarsch. Dann dieSchulreisen.Wie freutenwir uns auf Studentenfutter und profaneWürste, an selber gespitzten Stecken über heissen Kohlen grilliert! Später reiste ich öfters über den Gotthardpass, per Velo. Nicht ohne vorher die fünf Kilometer zwischen Locarno und Tenero abzuschwimmen. Transswiss-Triathlon nannte sich das, eine elende Schinderei! Da war der Kampf gegen den Hunger entscheidend, ob man überhaupt irgendwann ankam, am Rheinfall. Also band ichmir allerlei Energiespender an den Velorahmen, Bananen, zu Kugeln geformter Klebreis und auch einmal eine Bündner Nusstorte, in mundgerechten Stücken. Mein Gefährt sah aus wie ein Take-away auf Rädern in Vietnam. Schon damals wollte ich selbst unter widrigsReisen macht hungrig Auf der Suche nach Küchen-Preziosen reist Foodscout Richi Kägi seit über 30 Jahren durch die Welt. Was er in Flugzeugen aufgetischt bekommt, regt seinen Appetit selten an. Den Airline-Köchen empfiehlt er lange geschmorte Gerichte wie eine nach Mailänder Art geschmorte Kalbshaxe. Die kann an Geschmack sogar zulegen, wenn man sie sachgemäss wiedererwärmt. Kägis Kolumne

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